Bad Kreuznach | Schutz und Unterstützung für Geflüchtete

Halle mit Betten

Notunterkunft Fliednerhalle der Stiftung kreuznacher diakonie

Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums über 1 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Wer mittellos und oft mit einem Großteil der Familie in Deutschland ankommt, braucht vor allem schnelle Unterstützung, um sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Auch der Stiftung kreuznacher diakonie ist es ein wichtiges Anliegen, Menschen in Not in dieser Situation zu helfen und ihnen zur Seite zu stehen. Seit März 2022 hat die Stiftung ihre zentrale Sport- und Veranstaltungshalle als Unterkunft zur Verfügung gestellt. „Unsere Unterstützung als breit aufgestellter Träger sozialer Einrichtungen geht weit über die Grundversorgung hinaus. Neben der Organisation zahlreicher Freizeitaktivitäten war es uns besonders wichtig, für die Menschen da zu sein “, weiß Michael Gradwohl, Referent des Vorstand Soziales und zieht Bilanz der letzten Monate.

Welche Maßnahmen hat die Stiftung kreuznacher diakonie ergriffen, um den geflüchteten Menschen in dieser schwierigen Situation zu helfen?

Michael Gradwohl: Die Situation, wie sie sich in der Ukraine, in Russland und anderen Krisenherden dieser Welt darstellt, ist für uns alle, aber vor allem für die betroffenen Menschen, unfassbar. Für uns als Stiftung war direkt zu Beginn des Ukraine-Krieges klar: Wir wollen unbedingt helfen. So wurde in einem ersten Schritt die Theodor-Fliedner-Halle auf dem Campus der Stiftung kreuznacher diakonie so schnell wie möglich in eine Notunterkunft für ankommende Geflüchtete umgerüstet. In der beheizten Halle finden Flüchtlinge ein Bett und eine warme Mahlzeit. Neben der Reinigung der Halle und den Mahlzeiten wird von uns auch die medizinische Versorgung sichergestellt, die sich auch mit der engagierten Hilfe der Mitarbeitenden des benachbarten Diakonie Krankenhauses gut umsetzen lässt. Besonders Dr. André Borsche, Chefarzt der Plastischen Chirurgie, hat sich hier mit Interplast dafür eingesetzt, Menschen mit Kriegsverletzungen wie Granatsplittern im Körper und anderen offenen Wunden so schnell wie möglich zu versorgen. Hand in Hand haben wir als Träger, der in vielen Hilfefeldern auf grundlegende Erfahrungen und Expertise zurückgreifen kann, innerhalb kürzester Zeit ein gutes Paket aus medizinischer und grundlegender Versorgung sowie menschlicher Fürsorge geschaffen.

Welche Hilfsangebote für Geflüchtete gibt es noch?

Michael Gradwohl: Uns war es ein großes Anliegen, dass sich die Menschen in dieser schwierigen Lage bei uns gut aufgehoben fühlen. Sie sind oft von den Geschehnissen traumatisiert und brauchen deshalb auch seelischen Beistand und Begleitung. Dabei ist die Sprachebarriere eine entscheidende Hürde, die es zu überwinden gilt. Verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung halfen mit Übersetzungen. Zusätzlich gab es Sprachangebote zusammen mit der Evangelischen Erwachsenen Bildung (EEB). Neben der Koordination dieser Aufgaben organisierte Pfarrer Michael May, Leiter des Bereichs Diakonik-Ethik-Seelsorge, mehrere Gottesdienste in russischer Sprache. Gleichzeitig halfen verschiedene Freizeitaktivitäten dabei, ein wenig die Sorgen zu vergessen: Die Fachschule für Soziales organisierte Kaffee und Kuchen und die Werkstattbeschäftigten der Werkstatt 1 in Bad Kreuznach sowie die Diakonische Gemeinschaft Paulinum, ein Zusammenschluss aus Diakoninnen, Diakonen und Mitarbeitenden der Stiftung, die Glauben und Leben in der Stiftung miteinander vereinen, organisierten gemeinsames Grillen und Waffelbacken. Mithilfe verschiedener Angebote in Zusammenarbeit mit der Kunstwerkstatt Bad Kreuznach, die über das Netzwerk „Kreuznach für Vielfalt“ einmal wöchentlich für 1,5 Stunden finanziert wurden, kehrte Freude in die Halle ein und die Kinder bekamen wieder strahlende Augen. Dazu gehörten ein Malworkshop, Bastelaktionen oder Aufführungen der ambulanten Puppenbühne des Museums für PuppentheaterKultur (PuK). Auch verschiedene Freizeitaktivitäten wie Basteln, gemeinsam Nähen mit Ehrenamtlichen oder ein Kletterangebote am Kirchturm der Matthäus Kirchengemeinde, organisiert durch den CVJM der evangelischen Matthäusgemeinde, machten den Alltag der Menschen bunt. Der Chor Jubilate aus Seibersbach sang für die Menschen in der Fliedner Halle und ließ sie mit fröhlichen Liedern ihre Sorgen vergessen. Auch die Clowndoktoren trugen mit ihrem Besuch dazu bei, dass besonders die Kinder viel Spaß hatten.  

Wie sah die finanzielle Unterstützung aus?

Michael Gradwohl: Bei einer Spendenaktion, die wir durchgeführt haben, wurden 35.000 Euro gesammelt. Damit konnten wir nicht nur die Familien und Kinder hier vor Ort mit Hygieneartikeln, Kleidung, Spielsachen und vielem mehr unterstützen, sondern zum Beispiel auch Laptops anschaffen, damit Schulkinder am Unterricht in der Ukraine teilnehmen können. Gleichzeitig haben wir 21.000 Euro Fördermittel der Aktion Mensch eingesetzt. Mithilfe dieser Gelder wurde von uns Hilfe für traumatisierte und geflüchtete Kinder und Jugendliche aus Kriegsgebieten geleistet, um ihnen in Bad Kreuznach so etwas wie eine neue Normalität wiederzugeben.

Gibt es etwas, dass Sie in den vergangenen Monaten besonders beeindruckt hat?

Michael Gradwohl: Ganz besonders beeindruckt hat mich in den vergangenen Monaten die Menschlichkeit und der Umgang aller untereinander. Sei es innerhalb der Gruppe von geflüchteten Menschen, die in der Halle leben, dasselbe Schicksal teilen und stets füreinander da sind. Aber auch von außen  stehen andere mit einem offenen Ohr zur Seite, so gut sie nur können. Es ist sehr wichtig, dass wir aufeinander aufpassen. Obwohl wir nicht direkt vom Krieg betroffen sind, berührt es uns doch alle.

Ein ganz besonderer Dank gilt allen Menschen, die uns finanziell unterstützt und somit manches erst möglich gemacht haben. Allen voran hat die Aktion Mensch mit ihren Fördermitteln einen großen Beitrag geleistet. Nicht zu vergessen ist die Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Bad Kreuznach, dem Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern, die die Nutzung unserer Halle und die Versorgung der Menschen umgesetzt haben. All unseren Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden der Stiftung kreuznacher diakonie und auch der Kirchengemeinde Bad Kreuznach möchte ich im Namen des Vorstandes von Herzen Danke sagen: den Helfern aus den Verpflegungsbetrieben, der IT für die schnelle Einrichtung des WLANs, der Einkaufsabteilung, allen Übersetzern und noch vielen mehr. Danke für den Einsatz, die viele Zeit, die tollen Sachenspenden und das große Engagement.