Bad Kreuznach | Haus Rogate bietet Autisten ein verlässliches Zuhause

Baumscheibe mit Aufschrift 20 Jahre Haus Rogate

Haus Rogate feiert

Blumen, Musik, festliche Ansprachen und viele, viele gute Gespräche: Das Haus Rogate auf dem Campus der Stiftung kreuznacher diakonie hat sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Seit 2005 werden hier Menschen mit einer Autismus-Spektrumsstörung intensiv betreut – ein in Rheinland-Pfalz als Wohngruppe einmaliges Projekt. Menschen mit diesem Behinderungsbild finden hier ein verlässliches Zuhause mit fachkompetenter Betreuung.

Das Haus Rogate gehört zum Kompetenzzentrum für Menschen mit Autismus. Zwölf Erwachsenen mit erheblichen Beeinträchtigungen wird hier ein individuelles Wohn- und Tagesstrukturangebot gemacht. Pädagogische, pflegerische und psychologische Fachkräfte begleiten und unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner bei einer möglichst eigenständigen Alltagsbewältigung und der Förderung ihrer Lebensqualität. Obwohl sie  ihre Umgebung anders wahrnehmen – zum Teil intensiver - gehören Teilhabe und Inklusion zum Konzept und damit natürlich auch ein Fest wie das 20jährige Bestehen.

Der Anstoß für dieses erfolgreiche Konzept – inklusive tagesstrukturierendes Angebot - stammt von betroffenen Eltern, die sich für ihre Kinder stark gemacht haben und auch heute noch engagieren. 2005 startete dann die erste Wohngruppe für sechs BewohnerInnen mit einem Team von 14 MitarbeiterInnen. 2008 kam eine weitere Wohngruppe mit sechs NeuenBewohnerInnen dazu. Mittlerweile werden sie von 34 Mitarbeitenden multiprofessionell betreut und begleitet. Zu diesem Team gehören HeilerziehungspflegerInnen, ErzieherInnen, HeilpädagogInnen, ErgotherapeutInnen, SozialpädagogInnen, eine Psychologin, eine Hauswirtschafterin, sowie Alten-, Kranken-, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen.

Die Intensität und Menge an Reizen, die unser Alltagsleben normalerweise bietet, kann Menschen mit Autismus schnell überfordern. Deshalb haben sie ein erhöhtes Bedürfnis nach festen Strukturen, Beständigkeit, klaren Tagesabläufen und individueller Assistenz. Das Haus Rogate arbeitet nach der TEACCH-Methode (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children). Ziel ist das Erlernen von Verhaltensweisen, die eine Entwicklung selbständiger Handlungskompetenzen ermöglichen und somit die Lebensqualität für Menschen mit Autismus verbessern. Ein Fest vorzubereiten und zu feiern ist so ein lebensweltorientierter Lernschritt, der in diesem Jahr bei strahlendem Sonnenschein mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, Freunden und Angehörigen, aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden gemacht wurde.  

Beinahe alle Bewohnerinnen und Bewohner konnten nach ihren individuellen Möglichkeiten am Fest teilnehmen. Vertraute Essensrituale, Pizza am Freitag, sowie sphärische Musik trugen dazu bei, sich wohlzufühlen. Auch das Wiedersehen von vertrauten Personen, mit denen sie in den vergangenen 20 Jahr zusammengearbeitet hatten, das Angenommen sein in ihren persönlichen Ausdrucksweisen und Bedarfen, entspannte deutlich.

Das Fest, das durch das Vorbereitungsteam aus Eltern und Mitarbeitenden, seit November 2024 vorbereitet wurde, begann, nach einem Sektempfang, mit einer kurzen Andacht von Diakon Mario Klein, der von 2005 bis 2017 als Teamleiter im Haus arbeitete und heute Ältester der Diakonischen Gemeinschaft Paulinum bei der Skd ist. Danach begrüßte Einrichtungsleiter, Thomas Rüsche-Lohr alle Gäste und hob hervor, dass aus dem Durcheinander des Alltags ein tragfähiges Durch-Einander, im Sinne von Verlässlichkeit durch jede/n einzelne/n werden kann.

In seiner Funktion als Angehörigenvertreter berichtetet Norbert Konle von den Anfängen der Entstehung der Wohngruppen und schloss seinen Beitrag mit dem langjährigen Wunsch nach einem Ausbau der Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Autismus.

Rüsche-Lohr: „Ein großes Dankeschön an alle, die mitgefeiert haben, die vor und hinter den Kulissen dafür gesorgt haben, dass es insbesondere den Bewohnerinnen  und Bewohner ermöglicht wurde, teilzunehmen, wie auch den entsprechenden Rückzug zu bekommen. Die Symbole für das Haus, der Fels und das Schneckenhaus, wurden so in der Arbeit umgesetzt.“