Tschetschenin Seda Dalieva ist in der Seniorenhilfe angekommen

Seda Dalieva bewegt sich ganz selbstverständlich durch die Gänge des Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheimes des Geschäftsfeldes Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie in Sohren. Die junge Frau ist Mutter von vier Kindern im Alter von acht, sieben, vier und zwei Jahren und derzeit die Alleinverdienerin der Familie. Ihr Kopftuch sorgt offenbar nicht mehr für Befremden – auch nicht bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Seda Dalieva ist mit ihrem Mann und den größeren Kindern aus Russland – genauer gesagt aus Tschetschenien – geflohen und vor vier Jahren nach Rheinland-Pfalz gekommen. „Die Familie musste Hals über Kopf fliehen, weil ihr Leben in Gefahr war“, berichtet Barbara Evers vom Diakonischen Werk Trier und Simmern-Trarbach. Sie kennt die Lebensgeschichte genauer, weil sie sich als Mitarbeiterin in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit seit 2018 aktiv für die Integration insbesondere von Frauen einsetzt.

Im „Café International“ in Büchenbeuren – der ersten Anlaufstelle für Geflüchtete in der Region – brachte sich Seda Dalieva von Anfang an ein, übernahm Dienste im Café. „Wenn Seda Cafédienst hat, ist es immer blitzsauber. Sie ist uns eine große Hilfe“, so Lisa Kurapkat, Koordinatorin des Café International Büchenbeuren. Weil die Stellung der Frauen hier ganz anders ist als in den jeweiligen Herkunftsländern, versucht Barbara Evers, den Geflüchteten unter die Arme zu greifen. Nachdem sie erfahren hatte, dass Seda Dalieva in ihrem Geburtsland eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert hatte und mit dem Bus über die Dörfer gefahren war, um die Kinder in der Region zu impfen, stand ihr Entschluss fest: sie wollte versuchen, eine Arbeitsstelle für die 30-Jährige zu finden. Da Seda Dalieva und ihre Familie derzeit in Büchenbeuren wohnen, kam nur ein Job im näheren Umkreis infrage und so fragte Barbara Evers – ohne viel Hoffnung – bei Einrichtungsleiter Carsten Bachert im Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim nach. Schließlich waren ja einige Hürden zu nehmen. Würde sich das Haus überhaupt auf eine Muslima einlassen?

„Das war für mich gar kein Thema“, so Bachert. Er freut sich über die hochmotivierte Mitarbeiterin, die nach einem zweiwöchigen Praktikum erst mit einer halben Stelle eingestiegen ist und mittlerweile auf 75 Prozent aufgestockt hat. „Es ist eine win-win-Situation für alle“, freut er sich. Grenzen und Vorbehalte wurden überwunden, Seda Dalieva hat insbesondere unter den Kolleginnen auch Freundinnen gefunden und ist gut in die Einrichtung integriert. „Bei so einer erfolgreichen Zusammenarbeit auch mit dem Diakonischen Werk würde ich mir nur noch eine unbürokratischere Zusammenarbeit mit den Behörden wünschen“, meint er.

Seda Dalieva kommt jeden Tag zu Fuß zur Arbeit, ihr Mann kümmert sich um die Kinder. Die beiden Großen gehen zur Schule, sind dort gut integriert und haben Freunde gefunden. Nächstes Jahr kommt das jüngste Kind in den Kindergarten, dann kann auch Maas Dalieva auf Arbeitssuche gehen. Wie ein Damoklesschwert schwebt seit vier Jahren eine mögliche Abschiebung zurück in die russische Föderation über der Familie – noch immer gibt es für sie keine Anerkennung, kein Bleiberecht. „Wir warten jeden Tag auf den Ablehungsbescheid für den Asylantrag. Dann müssen wir weiter schauen“, so Barbara Evers. Neben einer endgültigen Erlaubnis, in Deutschland bleiben zu dürfen, steht auf dem Wunschzettel von Seda Dalieva der Umzug in eine andere Wohnung ganz oben. Zur Zeit lebt sie mit ihrer Familie immer noch in einer von der Verbandsgemeinde Kirchberg angemieteten Wohnung, in der es manchmal von der Decke regnet und in der im Winter nicht immer Verlass auf die Heizung ist. Am liebsten würde die Familie in Sohren wohnen.