Asbacher Hütte | Hündin Emma hilft Menschen mit Behinderung

Ein junger Mann in Interaktion mit einem Hund im Rahmen der tiergestützten Therapie auf der Asbacher Hütte der Stiftung kreuznacher diakonie

Durch die Interaktionen mit dem Hund können die Teilnehmenden ihre sozialen Fähigkeiten verbessern.

Emma macht brav Sitz. Michael Meyer, Beschäftigter in der Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen auf der Asbacher Hütte (Kreis Birkenfeld), gibt der sanften Hündin ein Leckerli. Denn die Therapiehündin von Erzieherin Eva-Maria Bloem hat alles richtig gemacht. Thomas Franz, der seit 20 Jahren in der Werkstatt arbeitet, hat mit Hilfe eines sprechenden Elektronik-Stiftes und einer Karte, den Befehl für die Hündin sprechen lassen. Doch nicht Therapiehündin „Emma“ ist hier die Schülerin. Franz und die anderen Beschäftigten profitieren von dem Zusammensein mit der klugen Hundeschnauze.

Mit den Hunden die Kommunikationsfähigkeit verbessern

Seit 9 Jahren bietet Bloem die tiergestützte Therapie mit ihren drei Hunden an: Kuscheln und entspannen, Hundespaziergänge und Trainingsstunden haben unter anderem folgende heilpädagogische Ziele: Menschen, die in ihrer Sprache beeinträchtigt sind, zu einer Kommunikation zu animieren – über den Umweg Hund. „Emma können sie alles anvertrauen, was sie bewegt, in ihrer eigenen Sprache“, erzählt Bloem. Der Schäferhund-Mix aus Spanien ist eine gute Zuhörerin und extrem verschwiegen. Ihr werden gerne Geschichten vorgelesen. Die Hündin verbessert niemanden und nörgelt nicht.

„Die Teilnehmenden verbessern ihre sozialen Fähigkeiten, indem sie eine Beziehung  zum Hund, zu mir und zu den Teilnehmenden aufbauen. Denn der Hund ist Eisbrecher bzw. Türöffner zum Herzen und liefert viele Anlässe zum kommunizieren“, erklärt sie weiter. „Sie zeigen Empathie und gehen respektvoll und wertschätzend mit dem Hund um. In der Versorgerrolle erleben sie das Gefühl gebraucht zu werden.“ Das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wird gestärkt, denn der Hund nimmt jeden Menschen so an wie er ist.“

Durch die Auseinandersetzung mit der Körpersprache Mensch - Hund und Hund - Mensch nehmen sie die eigene und die Körpersprache anderer besser wahr. Sie lernen ihre Grenzen und die Grenzen anderer besser kennen. Ihre Kommunikationsfähigkeit wird verbessert. Emma ist eine echte „Knutschkugel“. Sie schmust gerne und legt sich bei den Entspannungsübungen sanft neben die Klientinnen und Klienten. „Das hilft beim relaxen!“ erklärt Eva-Maria Bloem. „Bei diesem Angebot wenden wir verschiedene Entspannungstechniken wie z.B. Traumreisen, Igelball-Massagen, Klopf-Massagen, Autogenes Training usw. an.“

Schon durch „Emmas“ Anwesenheit wird Oxytocin ausgeschüttet, welches als Kuschel- und Bindungshormon bekannt ist. Dies ruft  Glücksgefühle und Gefühle der Geborgenheit hervor. Der Puls und der Blutdruck werden gesenkt. Durch Eigenaktivität der Teilnehmenden - wie das Streicheln des warmen und weichen Felles -  werden Stresshormone abgebaut. Die Beschäftigten und Bewohner wissen aber auch, dass sie Rücksicht auf die geduldige Hündin nehmen müssen – wieder ein Lernprozess, der auch auf andere Situationen im Alltag anwendbar ist.

Sie lernen, welche Wirkung das eigene Verhalten auf die Hündin hat und spüren das Vertrauen und die Zuneigung, die ihnen die Hündin entgegenbringt. Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schulen, sind wichtige Inhalte der Arbeit, die Emma und die Erzieherin leisten. Verhaltens- und Umgangsregeln mit Hunden, sowie die Wissensvermittlung rund um das Thema Hund werden gemeinsam erarbeitet. Thomas Franz hat ein Leuchten in den Augen, denn Emma hat für ihn mit der Pfote eine Glocke läuten lassen: „Es macht mir Spaß“, sagt Michael Meyer, der einen der wenigen freien Termine mit Eva-Maria Bloem ergattert hat. Er schmust mit der Hündin, die mit braunen Augen sehnsüchtig das nächste „Spiel“ erwartet. „Überaus wichtig sind mir Selbstbestimmung und Partizipation, um die Klienten zu selbstständigem Handeln zu ermutigen. Die individuelle Förderung steht im Mittelpunkt der Angebote“, erläutert Eva-Maria Bloem.

Später dürfen Thiemo Feistel und Luca Grimm mit Emma und Eva-Maria Bloem spazieren gehen. Emma hat ein Spezialgeschirr an: Luca hat sie stolz an der langen Leine, während auch die Erzieherin über eine eigene Leine den Hund führt. Es gibt frische Luft und Bewegung, aber auch mal die Gelegenheit über den Hund, Gott, die Welt und eigene Themen ins Gespräch zu kommen. Die Expertin drückt das so aus: „ Die Teilnehmenden werden für die bewusste Wahrnehmung der Natur sensibilisiert. Im Fokus stehen hierbei auch die Rücksichtnahme und die Empathie dem Hund gegenüber. Wichtig für ein gutes Gelingen sind das Einhalten von Regeln und die Übernahme von Verantwortung.“ Das sind die Momente in den Emma ihre Aufgabe wieder perfekt erfüllt hat: Ein Hund für alle Fälle.