Tierische Therapeuten im Fliedner und im Paul Marien Hospiz

Wenn Ute Jarolimeck ihren beiden Labradoodle-Hündinnen Maggy und Jola die weichen Babysöckchen über die Pfoten zieht, wissen die Tiere: Es ist Zeit für einen Besuch im Fliedner Hospiz Neunkirchen. Dort warten die Bewohnerinnen und Bewohner schon auf den wöchentlichen Besuch ihrer pelzigen Freunde und ihrer Besitzerin. „Therapiebegleithundführerin“ ist die offizielle Bezeichnung für das, was die 57-Jährige seit Jahren mit Überzeugung und Leidenschaft macht – tiergestützte Therapie für schwerstkranke Menschen.

Und im Fliedner Hospiz schaffen Maggy und Jola, was ihre menschlichen Kollegen nicht immer leisten können: „Wir erleben oft, dass Bewohnerinnen und Bewohner aus Schmerz, körperlich und seelisch, die Motivation verlieren, aufzustehen. Versuche, sie zu ermuntern, scheitern häufig. Dann trauen wir unseren Augen kaum, wenn wir sie plötzlich mit Ute und den Hunden beim Gassi gehen beobachten“, erzählt Ute Seibert, Hospizleitung im Fliedner und im Paul Marien Hospiz. Die Hunde wurden für die Therapie zwei Jahre lang geschult, ebenso wie ihr Frauchen. Der Hund geht nur so weit, wie es der Mensch zulässt. Manchmal wacht er neben dem Bett und lauscht, manchmal legt er sich dazu. Die Babysöckchen sorgen dafür, dass dabei keine Kratzer passieren.

Ute Jarolimeck weiß: „Menschen sehen oft den Kranken, sie haben Mitleid, es schmerzt sie selbst, jemanden leiden zu sehen. Tiere haben andere Antennen dafür. In solchen Situationen sind sie urteilsfrei und bereit alles zu geben, was sie geben können. Die Hunde sind einfach da, sie hören zu und haben keine guten Ratschläge, sondern halten den Schmerz mit den Bewohnern aus.“ Wegen dieser tierischen Eigenschaften sind die Therapiehunde nicht alleine unterwegs im Hospiz. Bewohnerinnen und Bewohner des Hospizes dürfen ihre eigenen Haustiere mitbringen. Für die Mitarbeitenden im Hospiz ganz normal: „Das ist keine Herausforderung. Das ist unser Commitment. Tiere sind manchmal die wichtigsten Sozialpartner für den Menschen, sie sollen ihren kompletten Weg miteinander gehen dürfen“, betont Ute Seibert.

„Im Paul Marien Hospiz in Saarbrücken haben wir auch einen Therapiehund, Mister Mo, der sich seit Jahren tröstend und kraftspendend an unsere Bewohner schmiegt und ihnen Gesellschaft leistet“, erzählt die Hospizleiterin. Dort stehen auch zwei Vogelvolieren, mit Zebrafinken und Wellensittichen, die fröhlich durch den Gemeinschaftsraum zwitschern. Sie sorgen für Frühlingsstimmung, egal bei welchem Wetter. Im ebenerdigen Fliedner Hospiz kann man im lichtdurchfluteten Gemeinschaftsraum Vögel im Garten und Fische im Aquarium beobachten. „Die Bewohner sind häufig ganz bei sich und bei ihrer Krankheit. Wenn sie die Tiere beobachten, kommen sie leichter aus dem Moment heraus, sie sind im Hier und Jetzt und genießen das lebendige Treiben“, erklärt die Tiertherapeutin, die sich auch ehrenamtlich im Hospiz engagiert.

Finanziert wird die tiergestützte Therapie durch Spenden. Kranken- und Pflegekassen übernehmen 95% der Hospizkosten, alles was nicht durch den Bedarfssatz gedeckt wird, beispielsweise besondere therapeutische Maßnahmen, muss durch Spenden aufgebracht werden. Die Corona Krise hat es den Hunden in den vergangenen Wochen allerdings unmöglich gemacht ins Hospiz zu kommen, der Mundschutz verunsichert sie. Ab Juli steigen Mister Mo, Maggy und Jola wieder ein, streifen auf leisen Pfoten durch die Appartements, und bieten ihre Unterstützung an.