Simmern | In der Hunsrück Klinik den „schönsten Beruf“ studieren

Zwei Hebammenstudentinnen der Hunsrück Klinik halten Babypuppen im Arm

Sie sind die ersten Hebammen-Studierenden an der Hunsrück Klinik

Sie haben sich für einen der „wunderbarsten und faszinierendsten Berufe“ entschieden, wie sie sagen: Julia Klostermann-Hahn und Anne Liebisch studieren im ersten Semester Hebammenkunde und konnten nun in den Kreißsälen und auf der Wochenbettstation der Hunsrück Klinik das erste Mal Praxisluft schnuppern. Das Krankenhaus der Stiftung kreuznacher diakonie bietet als Kooperationspartner der Hochschule in Aschaffenburg zwei Studienplätze für künftige Hebammen und Entbindungspfleger an. Am Ende des dreieinhalb-jährigen Studienganges stehen der „Bachelor of Science“ und die Berufszulassung als Hebamme. Zum Studienstart im Oktober 2024 gibt es noch freie Studienplätze.

„Die Studierenden erhalten bei uns umfangreiche praktische Einsätze in der Geburtshilfe und in der Gynäkologie. Neben der Mitarbeit im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation sind auch Außeneinsätze in der Kinderklinik des Diakonie Krankenhauses und die Begleitung freiberuflicher Hebammen Teil der Ausbildung“, erklärt Annika Greis. Die leitende Hebamme der Hunsrück Klinik und verantwortliche Praxisanleiterin betrachtet die Akademisierung des Hebammenberufes als Aufwertung: „Es geht nicht um eine neue Arbeitsweise, sondern darum, das jahrhundertealte Wissen der Hebammen für alle Welt sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Unsere Empfehlungen, die auf unseren Beobachtungen und Erfahrungen basieren, können die künftigen Hebammen nun wissenschaftlich begründen.“ Lange waren Hebamme und Entbindungspfleger Ausbildungsberufe, seit 2023 kann man Hebammenkunde nur noch studieren.

Der theoretische Unterricht findet in Aschaffenburg statt und teilt sich in zwei Arten von Lehrveranstaltungen auf: In Vorlesungen und klinisch-praktische Übungen in speziell ausgestatteten Räumen, in denen sich unterschiedliche Szenarien der Hebammenarbeit simulieren lassen. „Bevor es nach Simmern ging, haben wir im sogenannten Skills-Lab die Leopold-Handgriffe, bei denen die Lage des Babys ertastet wird, das Anlegen eines CTG (Herztonwehenschreibers) und das Abhören der fetalen Herztöne mit einem Pinard-Rohr an Puppen und Modellen geübt. Diese ersten Grundlagen der Hebammentätigkeit können wir nun zum Ende des Semesters zu einem ersten kleinen Puzzle zusammenfügen“, sagt Julia Klostermann-Hahn. Auch Anne Liebisch fühlt sich durch den Mix aus Vorlesung und praxisnahen Übungen bereits gut für „ihren Traumberuf“ vorbereitet und ist dafür extra von Leipzig nach Aschaffenburg gezogen. „Die Hochschule hat uns eine gute Wissensbasis vermittelt, weshalb ich schon viele Aufgaben in der Hunsrück Klinik unter Aufsicht durchführen kann.“

Zu Beginn der Praxisphase begleiten die Studierenden die erfahrenen Kolleginnen, schauen ihnen über die Schulter und werden bei den ersten Aufgaben angeleitet. Nach und nach werden sie dann eigenständig. Hebamme Annika Greis ist vom praxisintegrierten Studium überzeugt: „Durch die Anleitung der Hebammenstudentinnen bleiben wir immer „up to date", hinterfragen ständig unsere Arbeitsweisen und können uns menschlich sowie fachlich weiterentwickeln – immer im Sinne der zu betreuenden Frauen, Kinder und Familien.“

Anne Liebisch und Julia Klostermann-Hahn sind begeistert von den ihren Eindrücken und Erfahrungen. „Seit dem ersten Einsatz im Dezember durfte ich schon 13 kraftvolle Geburten miterleben, berichtet Klostermann-Hahn, die ausgebildete Verwaltungsfachangestellte ist, und sich nach 17 Jahren bewusst für diesen neuen praxisorientierten Studiengang entschieden hat.

Die 36-jährige wohnt in Seesbach und hat, genau wie ihre Kommilitonin, verschiedene Praktika bei Hebammen, in Kreißsälen und gynäkologischen Praxen absolviert. Auch die 21-Jährige Anne Liebisch ist fasziniert von den praktischen Erfahrungen, mag die Atmosphäre im Team: „Hier wird immer versucht, auf die ganz individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Frauen und Paare einzugehen, um ihnen eine selbstbestimmte und schöne Geburt zu ermöglichen.“ Mitte März wechseln Julia Klostermann-Hahn und Anne Liebisch wieder zurück in den Unterricht in Aschaffenburg und freuen sich schon auf den nächsten Praxiseinsatz in Simmern.

Aktuell läuft die Bewerbungsphase für den Studienstart im Oktober. Weitere Informationen zum Studiengang an der TH Aschaffenburg oder direkt in der Hunsrück Klinik Simmern.