Simmern | Hunsrück Klinik startet virtuelle Hebammensprechstunde

Junge Mutter mit Baby sitzt auf der Couch und chattet mit TeleHebammeAdobeStock | pololia

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade Ihr Baby geboren und freuen sich auf die Zukunft als junge Familie. Trotz aller Bemühungen konnten Sie jedoch keine Hebamme finden, die Sie und Ihr Kind während der ersten Zeit zu Hause betreut. Was nun tun? Speziell für diese jungen Mütter ohne Nachsorgehebamme bietet die Hunsrück Klinik ab sofort eine völlig neue Dienstleistung an: die virtuelle Hebammensprechstunde. Was genau ist das?

Nach Erstkontakt mit dem zuständigen Projektkoordinator und positivem Antragsverfahren lädt die junge Mutter sich eine zugehörige Applikation auf das eigene Endgerät, beispielsweise das Mobiltelefon oder den Computer, herunter. Mittels eines postalisch erhaltenen Zugangscodes kann sie anschließend über eine gesicherte WLAN-Verbindung per Video-Dialog mit einer Hebamme in der Hunsrück Klinik kommunizieren. Hierdurch ist eine sofortige und professionelle Hilfe, beispielsweise bei Stillproblemen oder der Säuglingspflege, durch eine qualifizierte Ansprechpartnerin gegeben. Dieser Service steht für Notfälle an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. In allen anderen Fällen zu festen Sprechzeiten.

„Wir freuen uns, dass wir mit diesem Projekt jederzeit die Versorgung und Betreuung junger Mütter durch eine Hebamme, auch nach der Entlassung aus der Klinik, sicherstellen können“, betont Dr. Kay Goerke, Projektleiter und Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe an der Hunsrück Klinik. „Durch den Fachkräftemangel hat sich die Situation in der jüngeren Vergangenheit drastisch verschärft, die Zahl der Familien ohne heimische Hebammen-Nachsorge steigt.“ Alle regionalen Hebammenverbände werden über diese neue Serviceleistung der Hunsrück Klinik informiert. Sie können anfragenden und in Betracht kommenden Schwangeren gezielt die Kontaktdaten des Projektkoordinators weitergeben. Parallel findet das Projekt im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach statt, es wird wissenschaftlich umfassend begleitet und evaluiert. Angelegt ist das Vorhaben auf insgesamt drei Jahre. Jede Frau hat nach der Geburt zwölf Wochen lang einen Anspruch auf nachgeburtliche Hebammenunterstützung, bei Bedarf bis zum Ende der Stillzeit.

 

Ländlicher Raum auf dem Hunsrück und an der Nahe profitiert

Das neue Angebot richtet sich an junge Mütter in den LEADER-Regionen „Hunsrück“ und „Soonwald-Nahe“. Dazu gehören alle Hunsrückgemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis und viele weitere Dörfer in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Birkenfeld sowie fast der gesamte Kreis Bad Kreuznach einschließlich der Stadt Bad Kreuznach.

 

Förderung durch Mittel von Europäischer Union und Land Rheinland-Pfalz

Als neue und innovative Lösung für eine aktuelle Herausforderung wird das Projekt „Tele-Hebamme“ aus dem LEADER-Ansatz gefördert. LEADER steht für "Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale" (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Es ist ein Methodischer Ansatz im Rahmen des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) zur Förderung der ländlichen Räume. Insgesamt stellen die Europäische Union und das Land Rheinland-Pfalz knapp 178.000 Euro als Zuschuss aus dem rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramm „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) zur Verfügung.