Saarbrücken | FCS-Stürmer Patrick Schmidt besucht Paul Marien Hospiz

Nur weil ein Schien- und Wadenbeinbruch den Stürmer des 1. FC Saarbrücken Patrick Schmidt vom Kicken abhält, heißt das nicht, dass er die Füße stillhält. Gemeinsam mit dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des Vereins, Karsten Specht, und den beiden Jugendspielern Felix Jubelius und Louis Keßler besuchte er das Paul Marien Hospiz in Saarbrücken. Bei dem Besuch ließen sie einen Spendenscheck von 900 Euro da und schauten bei einem Bewohner vorbei, der großer Fan des Fußballclubs ist.

Die Spendensumme kam bei der Weihnachtsaktion zusammen, die der Fußballprofi gemeinsam mit der FCS-Jugendabteilung initiiert hatte. Als er verletzt auf der Zuschauertribüne saß, lief seine Mannschaft aus Solidarität vor einem Liga-Spiel mit Schmidt-Trikots auf, um ihn zu grüßen. Übrig blieb ein Haufen Trikots: „Patrick kontaktierte mich und hatte die Idee, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen. Er signierte die Trikots und versteigerte sie über Social Media“, erzählt Specht. Mit seinen knapp 180 Nachwuchsfußballern organisiert er jedes Jahr eine Spendenaktion: „Das gehört zu unserer Ausbildungsphilosophie. Wir bilden ganzheitlich aus, dazu gehört auch die Persönlichkeitsentwicklung. Wir ermutigen die Jungs aus ihrer Fußball-Blase rauszukommen und über den Tellerrand zu schauen.“ Für Schmidt ist es auch nicht die erste Spendenaktion: „Uns geht es gut im Leben, wir dürfen die nicht vergessen, bei denen das nicht der Fall ist. Als ich Jugendspieler war, hat mich ein Profispieler inspiriert Menschen zu helfen. Ich hoffe, dass ich durch die Arbeit mit unserer Jugend die Tradition fortführen kann“, erklärt der 30-Jährige seine Motivation. Pro Jugendmannschaft wurden zwei signierte Trikots versteigert, insgesamt also 18 Stück. Jede Mannschaft durfte sich selbst ein Spendenziel aussuchen. Die U19-Mannschaft entschied sich für das Paul Marien Hospiz in Saarbrücken. Auf die Idee kam der Innenverteidiger der Mannschaft, Felix Jubelius. Der 18-Jährige absolviert gerade ein Praktikum in der Einrichtung für schwerstkranke Menschen. Eigentlich will der junge Fußballer zukünftig Soziale Arbeit studieren und einen anderen Berufsweg einschlagen. Aber seine Familiengeschichte ist mit dem Hospiz verbunden: „Mein Opa Reiner Trost hat das Hospiz mitgegründet und meine Oma hat mir immer viel davon erzählt. Ich wollte das jetzt selbst erleben und mit anpacken. Da draußen kann man sich gar nicht vorstellen was hier geleistet wird.“

Insgesamt 202 Menschen wurden 2023 im Paul Marien Hospiz an ihrem Lebensende würdevoll begleitet. Das Team ermöglicht den Bewohnerinnen und Bewohnern ihre verbliebenen Tage möglichst nach ihren Wünschen zu gestalten und dabei die notwendige Pflege zu erhalten. Kranken- und Pflegekassen übernehmen 95 Prozent der Kosten. Die übrigen fünf Prozent müssen durch Spenden gedeckt werden, das ist gesetzlich so geregelt. Der Förderverein des Paul Marien Hospizes hilft dabei, diese Spenden zu beschaffen. Der Vorsitzende Wolfgang Lerch nahm die großzügige Spende der blau-schwarzen Fußballer entgegen: „Ich bin begeistert, dass es ausgerechnet Jugendspieler sind, die das Hospiz bedenken. Das erleben wir selten. Mit dem Geld ermöglichen wir den Bewohnerinnen und Bewohnern, den Alltag so komfortabel wie möglich erleben zu können und Therapien wahrzunehmen, die der Leistungskatalog der Kassen nicht abbildet“, freut sich der 72-jährige Ehrenamtler aus Saarbrücken. Patrick Schmidt, Karsten Specht und Louis Keßler nahmen sich viel Zeit, informierten sich über die Hospizarbeit und die Aufgaben des Mannschaftskollegen Felix. Anschließend besuchte der verletzte Offensivspieler noch einen Bewohner, der seit 50 Jahren Fan des 1. FCS ist. Vor einigen Wochen stand er noch im Ludwigspark, hat den Sensationssieg gegen den FC Bayern München im DFB-Pokal bejubelt und wusste noch nichts von seiner Erkrankung. „Wir haben über alte Oberliga-Zeiten gesprochen“, berichtete Schmidt grinsend nach einem ausgedehnten Gespräch mit dem Club-Anhänger. Der stellvertretende Hospizleiter Thomas Steffen ist dankbar, dass die Sportler so lange da waren: „Das Gespräch war richtig gut und echt. Wir bedanken uns herzlich bei allen Spendern, dem Nachwuchsleistungszentrum, Felix und seiner Mannschaft und natürlich bei Patrick Schmidt. Für unseren Bewohner war das ein absolutes Highlight.“ Und so gehen an diesem Abend alle etwas reicher ins Bett: Der Förderverein, der nun mehr Möglichkeiten hat, Felix, der jeden Tag wertvolle zwischenmenschliche Erfahrungen sammelt, ein schwerkranker Mensch, der ein exklusives Gespräch mit einem Fußballprofi hatte und Patrick Schmidt, der erlebt hat, dass das Hospiz ein Ort des Lebens und nicht des Sterbens ist.