Bundesministerin Dr. Franziska Giffey zu Gast im Haus am Steinhübel

„Es muss wieder cool sein, in der Pflege zu arbeiten“

An ihrem allerersten Saarlandtag als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stattete Dr. Franziska Giffey dem Haus am Steinhübel in Saarbrücken einen Besuch ab.  „Danke, dass ich hier sein darf“, sagte sie zur Begrüßung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Mitarbeitenden, die sich in der Cafeteria eingefunden hatten. Zunächst schilderte sie die Pläne, die die Bundesregierung im Rahmen einer „konzertierten Aktion Pflege“ erarbeitet hat. Während sie selbst eine Ausbildungsoffensive für die Pflegeberufe starten wird, liegen die Fragen wie Pflegekräfte gehalten werden können bei Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister) und die der angemessenen Bezahlung von Pflegekräften bei Hubertus Heil (Bundesarbeitsminister). „Wir müssen den Beruf stärker bekannt machen. Es muss wieder cool werden, in der Pflege tätig zu sein“, betonte Dr. Giffey.

Gemeinsam mit Josefine Ortleb, Abgeordnete des Saarlandes im Bundestag, schloss sich die Ministerin danach den Bewohnern an, die unter der Regie von Gisela Wagner zwei Sitztänze absolvierten. Sehr zur Freude der Mitarbeiter der beiden Politikerinnen entstanden dabei zahlreiche schöne Fotos.

Nachdem Rüdiger Blies noch das Netzwerk „Gute Nachbarschaft Unterer Rothenbühl“, in den das Haus am Steinhübel eingebunden ist, präsentiert hatte, stellte Wolfgang Thomas den Kurs „Kaffee, Kuchen, Tablet“ vor. Hier ist es Ziel, Seniorinnen und Senioren mit digitalen Medien vertraut zu machen. Anschließend ging die Ministerin in die Diskussion mit den Mitarbeitenden des Hauses, um zu erfahren, wo bei ihnen in der Pflege der Schuh drückt. Bei dieser Gelegenheit wurden viele verschiedene Aspekte angesprochen. „Sind alle Minister so nett wie Sie?“, wollte Davor Zovko als Erstes wissen. Er kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien und hält die Idee, im Ausland für Fachkräfte zu werben für sehr gut, weil die Arbeitsbedingungen in Deutschland besser seien. Die Ministerin hielt dagegen, dass sie schon ein schlechtes Gewissen habe, dort Fachkräfte herauszuholen, wo sie doch auch gebraucht würden. „Das ist doch auch nicht solidarisch.“

Das schlimme Gerede über ihren Beruf mache ihnen zu schaffen, meinten die Altenpflegerinnen. Sie wünschen sich oft mehr Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner – „die geben uns auch wahnsinnig viel.“ Im Laufe der Zeit komme man ihnen sehr nahe und man betreue auch die Angehörigen mit. Selbst wenn die Digitalisierung anfangs einige Schwierigkeiten mache, bis man sich daran gewöhnt habe, sei das bei der Dokumentation doch eine Erleichterung. Bei der Palliativen Versorgung ginge es darum, die Zeit, die man noch habe, so angenehm wie möglich zu gestalten. Trotzdem leide man mit. „Was gibt Ihnen da Kraft?“, wollte die Ministerin wissen. „Die Familie“, lautete die Antwort von Brigitte Maddiona. Ihre Kinder seien in sozialen Berufen tätig und sie pflege zusätzlich ihre Mutter daheim.

Die in der Schule gelernte Theorie in die Praxis umzusetzen – das falle ihnen schwer, bekannten die beiden Azubis, die eigens für den Besuch der Ministerin aus Schwalbach nach Saarbrücken gekommen waren. Hier fehle ganz oft die Zeit. „Man hat schon ein schlechtes Gefühl, wenn man mal bei einem Bewohner mehr Zeit braucht, die dann bei einem anderen fehlt“, berichtete Lucas Klein. Weil sie nicht wolle, dass ihre Mutter später ins Altersheim müsse, habe sie die Ausbildung angefangen, so Cansu Kök. Auf die Nachfrage von Dr. Franziska Giffey, wie alt die Mutter denn sei, antwortete die junge Auszubildende „43.“ Das rief großes Gelächter hervor, weil die Ministerin kurz zuvor bekannt hatte, dass ihr der in diesem Jahr erst gefeierte 40. Geburtstag nicht ganz leicht gefallen sei.

Geschäftsführerin Monika Kolling sprach die generalistische Ausbildung an, um die mittlerweile seit Jahrzehnten gerungen werde, bei der die Altenheime aber immer „mit anderen Augen betrachtet werden als die Krankenhäuser“. Da sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, die Anerkennung in der Gesellschaft stehe noch aus. Ebenso wie der kommissarische Einrichtungsleiter des Hauses am Steinhübel, Andreas Roden, dankte sie Dr. Franziska Giffey für ihren Besuch und das Interesse daran, mit den Betroffenen persönlich ins Gespräch zu kommen. Er hatte bei seiner Begrüßung bessere Rahmenbedingungen gefordert – „sonst bleiben unsere guten Pflegekräfte auf der Strecke.“