Aus Corona-Hilfsfonds werden Laptops angeschafft

Mädchen einer Wohngruppe machen Hausaufgaben an Notebooks

Der Eindruck täuscht: die Laptops, an denen Celina, Rebecca und Cheyenne gerade unter den wachsamen Augen von Andrea Kunert (stehend) und Anna-Louisa Ostler sitzen, sind nur bedingt für ihre Hausaufgaben zu gebrauchen. Deswegen sind sie froh über die in Aussicht stehenden neuen Geräte. Als Hausgemeinschaft dürfen sie nach wie vor nahe beieinander sitzen.

Die Mitarbeitenden der Kinder- Jugend- und Familienhilfe stecken nach wie vor in einer besonderen Zwickmühle fest: trotz beginnender Lockerungen trifft die Corona-Krise insbesondere die Wohngruppen hart. Die Rede ist von 124 Kindern und Jugendlichen, 100 von ihnen im schulpflichtigen Alter, und 24 Erwachsenen, teils ebenfalls in Ausbilungs- und Bewerbungsphasen. Sie sind in verschiedenen Schulformen und Klassenstufen unterwegs, müssen ihre Aufgaben im „Homeschooling“ erledigen. Dazu braucht es funktionierende Computer und die technischen Voraussetzungen, um die einzelnen von den Schulen eingerichteten Lern-Plattformen zu erreichen. Genau daran scheitert es gerade. „Die ohnehin schon sozial benachteiligten Kinder müssen auf die Computer der Mitarbeitenden zurückgreifen, um überhaupt Zugang zu bekommen. Oft funktionieren dann Links schon nicht mehr und alles braucht sehr viel Zeit“, schildert Andrea Kunert, Pädagogische Leiterin der Einrichtung in Niederwörresbach. Eben einmal schnell etwas ausdrucken funktioniert nicht. Sie schätzt, dass im Moment nur rund die Hälfte der Kinder und Jugendlichen die Schulaufgaben gestemmt bekommen – was für die Schulen schlecht nachvollziehbar ist. Umso mehr freut sich die Stiftung kreuznacher diakonie über die mehr als 43.500 Euro Spenden an den Corona-Hilfsfonds. Mit diesem Geld soll den verschiedenen Geschäftsbereichen, die von der Corona-Krise unterschiedlich stark betroffen sind, schnell und pragmatisch geholfen werden – unter anderem eben den Wohngruppen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Dass jetzt je ein Laptop pro Gruppe angeschafft werden soll, wird schon sehr helfen, hofft Andrea Kunert. Schließlich müssen die Großen neben dem Schulstoff-Pensum auch noch Bewerbungen schreiben. Celina, Rebecca und Cheyenne, die gerade zusammen mit Berufsanerkennungspraktikantin Anna-Louisa Ostler an den Hausaufgaben sitzen, die wieder einmal teilweise nicht einsehbar sind, weil die vor ihnen stehenden Geräte nicht über die wesentlichen technischen Voraussetzungen verfügen, sind entsprechend frustriert.

Den Dreien fehlt die Schule enorm. Was für sie allerdings noch schlimmer ist, ist das seit sechs Wochen geltende Besuchsverbot. Sie haben ihre Familien seitdem nicht mehr gesehen und auch an Ostern keinen direkten Kontakt gehabt. „Trotzdem sind sie total motiviert, haben nicht groß gemotzt und auch viel zusammen unternommen“, lobt Andrea Kunert. Die Mitarbeitenden hätten sich eine Menge einfallen lassen, um die Zeit zu überbrücken. Beim Backen, Kochen, Grillen, Blumen pflanzen, Hochbeet bauen und bemalen, Spielen, dem Nähen von Masken und vielem anderen mehr sind die Kinder als Gruppe zusammengewachsen.

Die Einschränkungen ihres gewohnten Alltages treffen auch die Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden der anderen Geschäftsbereiche hart. Von daher sind die Spenden sehr willkommen. „Mit dieser überwältigenden Resonanz auf unseren Spendenaufruf hätten wir nicht gerechnet“, betont der Theologische Vorstand, Pfarrer Christian Schucht. „Wir danken allen Spenderinnen und Spendern für diese finanzielle Unterstützung von ganzem Herzen.“ Die Gelder werden in den kommenden Tagen direkt in unterschiedliche Projekte der einzelnen Geschäftsbereiche fließen. So ist die Anschaffung einer speziellen Spülmaschine für die Idar-Obersteiner Tafel geplant. Diese sorgt für die nötige Desinfektion der Lebensmittelausgabekisten. Weitere Spenden werden durchaus noch gebraucht – zumal die finanziell immer noch angespannte Lage spezielle Bedarfe in den Bereichen in den kommenden Wochen erst aufdecken wird. „Im Namen der Stiftung kreuznacher diakonie und all derer, die von den Spendenmitteln profitieren, danke ich ganz herzlich für die Unterstützung, die uns allen sehr gut tut“, so Christian Schucht.